Mittwoch, 14. Januar 2015

ARD-Ente: "Unwort" nicht von Journalisten und Schriftstellern gewählt

Ich rege an: Unser eigenes "Unwort des Jahres".
„Lügenpresse“ wurde von einer angeblichen, in der Praxis selbsternannten, Jury zum Unwort des Jahres erklärt.
Weißer Schimmel "unabhängige Jury" ohne Schriftsteller und Journalisten

Trostpflaster von den No-Names

Spitzwegs Bücherwurm
Genüßlich lecken sich die arg gebeutelten Konzern- und Staatsmedien die Wunden. Ein angebliche Jury - was ja Unabhängigkeit und Regeln impliziert - habe bescheinigt, daß "Lügenpresse" ein Unwort, ja sogar eine pauschalisierende Diffamierung ist.

Nun ja. Die "Jury" kennt keiner ausserhalb der Spitzweg'schen Studierstuben. Der Zirkel ist bekannt dafür, nicht das zu küren was im echten Leben am meisten aufstößt und deshalb am häufigsten vorgeschlagen wurde, sondern was politisch opportun ist. Und genau dafür bekommt sie dann "viel Zustimmung von Verbänden und Parteien."
Kurios auch: 2012 wurde „Opfer-Abo“ zum Unwort erklärt. Ein Wort das kaum jemand kannte und nur von Jörg Kachelmann kreiert wurde. Gebraucht wurde es vom Volk schon gar nicht. Dabei ist das von der „Jury“ selbst erklärte Kriterium „eine gewisse Aktualität besitzen und der Äußerungskontext bekannt bzw. belegt…“.


 Ein Blick auf die Jury:

  • Nina Janich, Prof. für Deutsche Linguistik, staatliche TU Darmstadt
  • Stephan Hebel, Journalist, u. a. Ressortleiter Politik, stellv. Chefredakteur gewesen, Presseclub der ARD. Habe ein sehr gutes Stück von ihm gefunden und möchte deshalb eher glauben, dass er dieses Un-Unwort nicht wollte.
  • Kersten S. Roth, Privatdozent und Vertretungsprofessor an versch. Unis
  • Jürgen Schiewe, Westimport an die besonders „gut“ lustrierte, staatliche Ost-Universität Greifswald.
  • Martin Wengeler, Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft an der staatlichen Universität Trier.

„Was die Arbeitsteilung in der modernen Gesellschaft charakterisiert, ist die Tatsache, dass sie die Spezialitäten, die Fachleute und mit ihnen den Fachidiotismus erzeugt.“ Marx 1885

Absicht erkannt
Bleibt erstens einfach festzuhalten, dass dieser Jury nur vier (ja richtig: vier), staatlich angestellte Wissenschaftler und ein Journalist (Singular) angehören. Übrigens stammt keiner aus dem Osten der Bundesrepublik.
Achtung, es gibt in der Jury nicht die, wie die Jan Hofer und viele andere in der ARD verkündeten „Wissenschaftler, Journalisten (Plural! HB) und Schriftsteller.“ Man kann durchaus annehmen, dass die ARD-Leute die deutsche Sprache soweit beherrschen, um den Unterschied zwischen Plural und Einzahl; und zwischen angestelltem Sprachforscher und freiem Schriftsteller zu erkennen. Mit Absicht von "Journalisten und Schriftstellern" zu sprechen, zielt darauf ab, der Gruppe einen gehobeneren, praxisnäheren Anstrich zu verpassen. Das ging in die Hose.
ARD: Frei nach den Nazis aus dem 19. Jahrhundert?
Zweitens wird „Lügenpresse“ von den Konzern- und Staatsmedien im Chor in die Nazi-Ecke gestellt. Dabei stammt das Wort aus dem 19. Jahrhundert und wurde von den Nazis benutzt und von vielen anderen auch. Diese Spitzfindigkeit würde auch das Wort "Autobahn" zum Unwort des Jahres machen.

Komisch, dass dies dieselben Medien rausposaunen, die hingegen keinerlei Probleme haben, für den real existierenden Faschismus bis heute, wann immer es nicht passt, das euphemistische „Nationalsozialismus“ zu verwenden. Ein Wort das nun wirklich aus dem Dritten Reich stammt. (Ja, ich kenne die theoretisierende Rechtfertigungs-Diskussion, aber für mich ist Faschismus was die Leute darüber sagten und wussten, die ihn am eigenen Leibe erlitten.)
Nie wieder "Faschismus" - in der Mainstreamvariante

Ich rege mich nicht mehr auf. Ich rege an und schlage den vielen Bloggerkollegen vor, im Jahr 2015 das Unwort des Jahres – das wir besser „Ente oder Lügenwort des Jahres“ nennen - zu küren:
  • aus den Zuschriften unserer Leser,
  • gemeinsam,
  • transparent und
  • nach praktischer Relevanz im Volke.

Leseempfehlung: Propagandaschau

____________________________________

Eine Bitte, liebe Leser. Wir wollen kein Geld, keine Spenden. Bitte voten Sie und geben Sie diesen Artikel auch auf Facebook weiter. Das kostet nichts, hat aber große Wirkung. Es erhöht die Leserzahl und unsere Reichweite immens. Das hilft uns allen. Danke. Die Verbreitung über Facebook erreicht - sehr erfolgreich - Menschen die sich bisher mit Politik nicht beschäftigt haben. Sie sind überrascht bis skeptisch und wollen uns - kognitiv dissonant - widerlegen. Das führt bei ihnen zur Beschäftigung mit der Materie. Ziel erreicht. Deshalb gibt es "Hinter der Fichte" auf Facebook. Laufende Info auf Twitter @HBeyerl.